Die mit der Jacquardtechnik reproduzierten Motive werden nicht gezeichnet oder gedruckt, sondern direkt in den Strick oder den Stoff eingearbeitet. Sie entstehen insbesondere durch die Verflechtung von zwei Komponenten:
- der Kette, d.h. der Basis, dem Satz von Fäden, die in Längsrichtung parallel angeordnet sind;
- dem Schussfaden, d. h. dem Faden, der mehrmals in die Fäden der Kette eingefügt wird und so die Bindung, d. h. das eigentliche Muster, bildet.
Im Jahr 1801 stellte der aus Lyon stammende Joseph-Marie Jacquard, Sohn einer Weber-Familie, auf der Exposition des Produits de l’Industrie National in Paris ein Gerät vor, das, auf dem Handwebstuhl angebracht, mechanisch die Auswahl der Fäden traf, um ein Muster in den Stoff zu weben. So entstand der Jacquardwebstuhl, der es dem Weber ermöglichte, am Webstuhl, ohne Hilfe von Assistenten zu arbeiten. Konkret wurden die drei bis dahin verwendeten Verfahren in einem einzigen Instrument zusammengefasst: die Verwendung von Nadeln und eines perforierten Endlospapiers, das das Muster enthält, das Ersetzen des Endlospapiers durch miteinander verbundene Karten und Anbringung eines mechanischen Zylinders über dem Webstuhl, um den Austausch der Karten während der Arbeit zu automatisieren.
Die Erfindung hatte einen dermaßen großen Erfolg, dass sie das Lob des großen Napoleon erhielt, allerdings verursachte ihre Einführung in den Fabriken und der daraus folgende sinkende Bedarf an Arbeitskräften zu Aufständen unter den Arbeitern der Webereien, die den Verlust ihrer Arbeit fürchteten. In den darauffolgenden Jahren wurde der wichtige Beitrag anerkannt, den der Jacquard-Webstuhl für den Sektor der Textilproduktion leistete: mehr Liebe zum Detail, die Möglichkeit, immer aufwändigere Muster zu wählen und erstklassige Stoffe.